Übernahme des Insolvenzverfahrens des Deutschen Spätregen Mission e.V.

Durch Beschluss des Insolvenzgerichts Heilbronn vom 04.03.2020 wurde auf Antrag des Deutschen Spätregen Mission e.V. über das Vermögen des Vereins die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet und Herr Rechtsanwalt Dr. Metoja zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. In den vergangenen zwei Tagen hat er sich ein erstes Bild über die finanzielle Lage der Religionsgemeinschaft, die Hintergründe für die Insolvenzantragstellung und deren Struktur verschafft.

Hintergrund des Insolvenzantrages sind Forderungen der Deutschen Rentenversicherung, die sich inklusive möglicher Säumniszuschläge auf bis zu zehn Millionen EUR belaufen könnten. Die Forderungen sind aufgrund des öffentlich-rechtlichen Charakters fällig, zum größten Teil aber nicht rechtskräftig festgestellt; Widerspruchs- bzw. Klageverfahren anhängig. Teilweise wurden hierbei die Bescheide bestätigt, teilweise aber auch aufgehoben.
Inwiefern hier Widerspruchs- und Klageverfahren Aussicht auf Erfolg haben könnten, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend geprüft werden. Sonstige relevante Gläubigerforderungen bestehen nicht.

Aktuell unterhält die Gemeinschaft an vier verschiedenen Standorten Glaubenshäuser, namentlich den Hauptsitz in Beilstein und Nebensitze in Heiterbach, Thomasberg und Bückeburg. In den Häusern leben aktuell ca. 150 Gemeindemitglieder, die, sofern nicht mehr arbeitsfähig, auf Grundlage einer Versorgungszusage freie Kost und Logis erhalten und sofern notwendig auch betreut und gepflegt werden. Die Kosten für den Unterhalt der Häuser und die Versorgung derer Bewohner werden primär aus Mieteinnahmen und Spenden finanziert. Mitglieder, die für die Gemeinschaft arbeiten, werden, entgegen der bis zum Jahr 2014 üblichen Praxis als sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer eingestuft und entsprechende Beiträge durch die Mission abgeführt.
An dem Konzept der Selbstversorgung wird aufgrund des Mitgliederrückganges und der Altersstruktur der Gemeinschaft nicht mehr festgehalten. Entsprechend wurden bereits 2018 der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen und Geräte veräußert.

Aufgrund der aktuellen Kostenstruktur wird das aktuelle Modell zunächst aufrechterhalten, so dass insbesondere die zum Teil sehr alten Bewohner weiter versorgt und untergebracht werden können. Ob ein solches auf Dauer möglich ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend einschätzen.
Dem öffentlichen Vorwurf möglicher Vermögensverschiebungen wird durch Herrn Dr. Metoja und sein Team nachgegangen werden. Aus den Bilanzen lässt sich ein solcher Vorwurf allerdings bislang nicht ableiten. Die Buchführung selbst ist transparent und entspricht den allgemeinen Regeln.
Herr Dr. Metoja weist ausdrücklich darauf hin, dass seine Funktion ausschließlich darin besteht, Vermögenswerte zu ermitteln und zu sichern. Sonstigen gegen den Verein erhobenen Vorwürfen nachzugehen, obliegt ihm nicht.

Hintergrund:
Bei der Spätregen-Mission handelt es sich um eine christliche Gemeinschaft, die 1927 in Südafrika entstand. Seit 1938 breitete sie sich in Europa aus, der deutsche Ableger wurde Mitte der 50er Jahre in Stuttgart gegründet. Die Gemeinschaft leidet wie die Amtskirchen unter Überalterung und Mitgliederschwund. Aktuell wird die Zahl der Gemeindemitglieder in Deutschland auf ca. 1.000 geschätzt, die teilweise in den Glaubenshäusern, überwiegend aber in eigenen Wohnungen leben.

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Dr. Helmut Eisner

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